Sommerzeit oder . . .
04/21: . . . lieber doch Winterzeit?
Es ist wieder mal so weit. Es gilt die Sommerzeit. Wie war das nun, die Uhr eine Stunde vor oder zurückdrehen? Dabei hilft eine einfache Eselsbrücke: „Die Zeitumstellung funktioniert wie das Wetter: Im Frühjahr Plus und im Winter Minus.“ Oder auch: „Im Frühjahr stellt man die Gartenmöbel vor das Haus. Im Herbst stellt man sie zurück ins Haus". Die Nacht bei der Umstellung auf Sommerzeit ist also eine Stunde kürzer. Das ist Jahr für Jahr eine gute Nachricht für mich. Nicht dass ich besonders wenig Schlaf brauche. Eher im Gegenteil. Als bekennender Langschläfer und Spätaufsteher sind die ersten Tage der Sommerzeit nicht wirklich von höchsten Glücksgefühlen begleitet. Manchmal dauert es eine Woche,
bis ich meinen Rhythmus wiedergefunden habe. Doch dieser Nachteil der einen kürzeren Nacht wird wett gemacht durch einen Vorteil, der ein halbes Jahr lang wähnt: Es bleibt abends länger hell. Und das ist ein Stück Lebensqualität, sagen die Befürworter. Dann kann man abends noch allerhand unternehmen – Radfahren, joggen, walken, spazieren gehen, werkeln oder ein Eis in der Abendsonne genießen. Und auch in diesen Corana-Zeiten ist das kein Problem, denn für sportliche Betätigung im Freien gibt es ja keine Einschränkungen. Vielen Menschen macht die Umstellung zwei Mal im Jahr aber zu schaffen. Sie plädieren für eine Beibehaltung der Winterzeit, die ja die eigentliche „Normalzeit“ ist.
Ich bin ein großer Fan der Sommerzeit. Vielleicht, weil ich so gerne jogge. Im Sommer starte ich manchmal erst um 20 oder 21 Uhr und laufe auf schmalen Waldwegen in den Sonnenuntergang hinein. Das ist Entspannung pur. Es sah ja so aus, als ob die Zeitumstellung nun abgeschafft würde. Von 4,6 Millionen Bürgern aus den EU-Staaten, die an einer Umfrage im Jahr 2018 teilnahmen, waren 84 Prozent für eine Abschaffung der Umstellung. Daraufhin sprach sich auch das Europäische Parlament dafür aus. Die Mitgliedsstaaten der EU sollten festlegen, welche Zeit künftig für sie gelten soll.
Würde sich jedes Land für eine eigene Zeitzone entscheiden, entstünde ein zeitlicher Flickenteppich von Portugal bis Polen. In der Wissenschaft herrscht zum Teil Uneinigkeit darüber, ob dauerhafte Winter- oder Sommerzeit das richtige System für den menschlichen Biorhythmus ist – genauso wie es Nachteulen und Morgenlerchen gibt. Es ist bei jeder Zeitumstellung auch erstaunlich, wieviele Uhren, Wecker und Zeitanzeigen sich da in einem Haushalt alles befinden.
Viele Handys und Funkuhren synchronisieren ihre Zeit inzwischen von allein. Ein Zeitsender in Mainflingen bei Frankfurt/Main, der von den Wissenschaftlern der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB/Braunschweig) betreut wird, gibt den Funkbefehl dazu. Die Reichweite beträgt rund 2000 Kilometer. Einer der Gründe bei der Einführung der Zeitumstellung war übrigens, das Tageslicht besser ausnutzen zu können und damit Energie zu sparen.
Als Urvater der Zeitumstellung gilt Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der USA. Er erwähnte eine Zeitumstellung bereits 1784. In einem Brief kritisiert Franklin den hohen Verbrauch an Kerzen und schlägt vor, die Menschen erst bei Sonnenaufgang zu wecken, um das Sonnenlicht besser auszunutzen.
Erstmals gab es im Deutschen Reich während des Ersten Weltkrieges in den Jahren 1916 bis 1918 eine Umstellung auf Sommerzeit. In der Weimarer Republik wurden einige Versuche verworfen, bis die Nationalsozialisten die Sommerzeit zur Unterstützung der Kriegswirtschaft von 1940 bis 1945 einführten. Der Bundestag verabschiedet dann am 22. Juni 1978 das Zeitgesetz zur Einführung der Sommerzeit.
Ziel der Zeitumstellung war es damals, nach dem Schrecken der Ölkrise von 1973 das Tageslicht besser zu nutzen und Energie einzusparen. Allerdings wird dieses Ziel immer weniger erreicht. Denn es wird zwar am elektrischen Licht gespart, dafür in den kühlen Monaten am Morgen mehr geheizt, informiert das Umweltbundesamt. Bis zum letzten Wochenende im Oktober bleibt es nun bei der Sommerzeit. Dann wird die Uhr wieder eine Stunde zurückgestellt. Die nächste Winterzeit beginnt am Sonntag, 31. Oktober 2021.
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